Die jungen Wilden

Der gemeinsame Weg für dein Jungpferd und dich

Einerseits verzaubern sie uns und andereseits treiben uns manchmal in den Wahnsinn. Sie sind lammfromm oder auch schrecklich wild, auf eine kindliche Weise naiv und irgendwie auch keck. Sie werfen Schubkarren um und Hoffnungen über den Haufen. Sie stellen uns vor neue Herausforderungen, lassen Träume platzen, lehren uns neue Dinge neu zu betrachten und wertzuschätzen: junge Pferde.

Jungpferdeausbildung, Jungpferde, Beritt

Die Ausbildung zu einem Freizeitpferd ist ein anspruchsvolles und komplexes Unterfangen. Sie erfordert Klarheit und Fingerspitzengefühl, Wissen und Strategie, Beobachtungsgabe und Timing, Geduld und natürlich Mut. In viele Köpfen besteht noch immer die Meinung, ein Freizeitpferd belege den letzten Rang in der Reitpferdehierarchie: Ein Pferd, welches im Sport nicht mehr einsetzbar ist, wäre doch zumindest noch ein akzeptables Freizeitpferd. Oder wir hören: „Ach, er muss nicht viel können, er ist ja NUR ein Freizeitpferd.“.
Dabei ist unserer Meinung nach ein gutes und zuverlässiges Freizeitpferd ein echter Allrounder: Es wird ein wenig dressurmäßig geritten. Es darf mittwochs, wenn die gelben Säcke abgeholt werden und wir unsere Dorfrunde drehen, nicht aus dem Häuschen geraten, sondern soll mutig voranschreiten. Es darf im Wald mal artig einen kleinen Sprung absolvieren und am Wochenende vielleicht auf ein Turnier oder einen Wanderritt
gehen. Im wilden Gruppenausritt kontrollierbar bleiben und im Straßenverkehr nicht mit der Wimper zucken. Ein bisschen Freiarbeit, Bodenarbeit oder Zirzensik ist auch ganz nett. Wie man sieht, ist dies mindestens genauso umfangreich und zeitintensiv, wie das Training des Kollegen, der Tag ein Tag aus für seine Arbeit als Dressur- oder Springpferd ausgebildet wird, und bedarf eines klaren, aber nicht starren Konzeptes.
Denn ein Pferd wird nicht als Freizeitpferd geboren, nein! Es bedarf einer guten, sorgfältigen und gesunderhaltenden Ausbildung. Und unsere Aufgabe ist es, diese Ausbildung so pferdefreundlich und für das Pferd so verständlich wie nur möglich zu gestalten!
Was ist also unser Plan?

Mit dem jungen Pferd erarbeiten wir uns zunächst eine gemeinsame Sprache, auf die wir dann ein Pferdeleben lang zurückgreifen. Es lernt Druck zu weichen, uns seine Aufmerksamkeit zu schenken und wir lernen dabei, ein immer besseres Gespür für das jeweilige Pferd zu entwickeln, um es weder zu unter- noch zu überfordern. In der Schule lernen unsere Kinder das ABC. Hier werden natürlich keine Buchstaben
ausgelassen, wenn sie zu kompliziert erscheinen. Ein guter Lehrer gibt dem Kind die nötige Hilfestellung, Unterstützung und Zeit, die es benötigt, um auch den letzten Buchstaben zu verstehen. Um dann damit zuerst ganze Wörter und später vollständige Sätze formulieren oder lesen zu können.
In unserer Arbeit mit Pferden ist es ähnlich. Hier ist es uns wichtig, ganz individuell auf das jeweilige Pferd einzugehen: so gibt es schreckhafte Pferde. Sehr selbstsichere Pferde. Neugierige Pferde. Zurückhaltende Pferde. Pferde, die einem vieles einfach schenken. Und Pferde, die uns herausfordern. Pferde, die schnell lernen und jene, die für alles eben etwas länger brauchen. Pferde mit einem vorteilhaften Gebäude
und solche, die mehr Training benötigen.

Eine harmonische, für das Pferd verständliche und solide Grundausbildung hat für uns daher keine zeitlich begrenzte Spanne, denn diese macht ein entspanntes und lockeres Lernen fast unmöglich. Die Grundausbildung legt doch den absoluten Grundstein für das Leben als Reitpferd. Dessen sollten wir uns stets bewusst sein!

Haben wir uns nun also die gemeinsame Sprache erarbeitet, geht es an ein Gewöhnen an das Leben in einer Menschenwelt. Hier gibt es Straßen, Verkehr, verschiedene Gerüche, absonderlichste Geräusche und überhaupt ganz verrückte Dinge, die komisch aussehen und vor denen man als Fluchttier durchaus Angst haben kann, obwohl sie für uns Menschen völlig normal sind.

Es ist also ein Gewöhnen an alltägliche Dinge, an den alltäglichen Ablauf, an das Leben auf einem Hof und in der Umgebung des Hofes. Wir möchten die Neugier des Pferdes bei neuen Objekten oder Geräuschen wecken, damit sie mutig und selbstbewusst auf Neues zugehen.

Nun haben wir uns bis hier ein Pferd ausgebildet, mit dem wir am Boden bereits kleine Abenteuer erleben können, mit dem wir zum Beispiel gemeinsame Spaziergänge bestreiten oder auf einem Trailplatz an Hindernissen arbeiten können.
Unsere nächste Stufe in der Reitpferdeausbildung ist dann die gymnastische Vorbereitung auf das Leben als Reitpferd: gutes Longentraining am Kappzaum trainiert die Ausdauer, Koordination und bringt das Pferd in seine Kraft. Handarbeit erklärt vom Boden die nötigen Zügelhilfen. Nun bleibt noch der Schritt auf das Pferd. Nachdem wir es mit dem Reitergewicht durch auf- und absteigen vertraut gemacht haben, werden sie Sequenzen auf dem Pferderücken und in der Bewegung immer länger. Wir fügen die sprachlichen Puzzleteile aus der Handarbeit hinzu und können nun unsere Kommunikation von oben fortsetzen und unser Pferd gymnastisch fördern- nun wird es Stück für Stück zu einem echten Reitpferd.


Jeder Besitzer eines jungen Pferdes stellt sich irgendwann die Fragen: Wie mache ich es mit dem Anreiten? Soll ich mein junges Pferd weg zum Beritt bringen? Oder hole ich mir einen erfahrenen Trainer, der mit mir zusammen das Pferd bei mir zu Hause ausbildet? Oder bilde ich mein Pferd ganz allein
aus? Jeder Besitzer eines Jungpferdes sollte sich mit den Antworten auf diese Fragen gründlich auseinandersetzen. Denn egal, für welche Variante er sich entscheidet, eine Sache bleibt immer gleich:

ein Pferd ist ein Pferd. Ein Pferd wird nie als Reitpferd geboren. Es muss immer dazu vorbereitet und ausgebildet werden. Eine faire Ausbildung braucht Zeit, Geduld und vor allem Verständnis für das
Jungpferd. Eine durchdachte Ausbildung beinhaltet am Anfang vor allem Bodenarbeit, um eine gemeinsame Kommunikation aufzubauen, Vertrauen zu schaffen, Respekt zu klären und Leichtigkeit und Verständnis in allem zu finden. Eine gute Grundausbildung ist die beste Basis für eine harmonische Partnerschaft im Sattel.

 

Das traust Du Dir alleine nicht zu? Aber in den Beritt willst Du Dein Schätzchen auch nicht geben? Dann können wir Dir helfen: ein halbes Jahr lang begleiten wir Dich und Dein Jungpferd auf Eurem gemeinsamen Weg zum Reitpferd. Wie das gehen soll? Die Antwort darauf findest du hier ->->