Plötzlich Frührentner

Pablo, mein PRE, war 12, als wir im letzten Oktober die Diagnose bekamen: Fesselträgerursprungsschaden vorne und hinten. Die Prognose war äußerst vorsichtig, von einer OP wurde mir aus Risikogründen abgeraten. Boxenhaltung oder wenigstens ein ruhiger Paddock war die Empfehlung. Nicht rennen, nicht spielen, nur kontrolliert Schritt gehen. All das, was Pablos Leben in seiner kleinen Herde aus- und ihn glücklich machte, durfte plötzlich nicht mehr sein. Keine Freiarbeit, kein Reiten auf dem Platz, keine Ausflüge ins Gelände. Bis dahin hatte ich 5 bis 6 Tage die Woche mit ihm gemeinsam verbracht. Pablo war immer mein motivierter Partner, der mit Lust in unserer gemeinsamen Arbeit dabei war. Und plötzlich hieß es: wahrscheinlich Frührentner.
Natürlich muss ein Pferd nicht geritten werden, um zufrieden zu sein. Um zufrieden zu sein, müssen nur seine Lebenshaltungsbedingungen stimmen: eine Herde und Platz, um sich bewegen zu können.
Und so entließ ich Pablo vor einiger Zeit wieder in die Herde, als sein Gangbild besser war.
Seine Anfragen, etwas mehr mit mir zu machen, ignorierte ich schweren Herzens. Natürlich gingen wir spazieren. Aber oft stand er stundenlang am Reitplatz und schaute mir bei der Arbeit mit meinen anderen Pferden zu. Manchmal, wenn ich nicht aufpasste, huschte er mit auf den Reitplatz. Ich habe fürchterlich viel mit ihm geredet in dieser Zeit, ihn übertrieben geputzt und Körperarbeit gemacht. Jetzt, 6 Monate später, machen wir schon wieder Handarbeit. Und ich habe das Fahrradfahren für uns entdeckt (also ich fahre und Pablo geht nebenher 😂) – auf den wunderschönen endlos langen und geraden, befestigten Waldwegen in der Prignitz. Dinge, die wir vorher nie zusammen gemacht haben. So verbringen wir Zeit miteinander, die uns beide zufrieden macht🧡 Wer weiß, was wir auf unserer Reise noch so entdecken. Not macht ja bekanntlich erfinderisch. Was macht ihr so mit euren Frührentnern?