Die Sache mit der Komfortzone....
Kennst Du das? Dein Pferd ist gerne ganz dicht bei dir. Stupst dich an, scheuert sich an dir. Tritt Dir ganz unvermittelt in die Hacken oder auf die Füße. Schreitet beim Führen voran und bestimmt, welcher Grashalm der nächste sein wird oder welcher Weg ihm der bessere erscheint. Drängelt mit der Hinterhand. Oder schiebt seine Schulter in deinen Bereich, so dass du unbewusst einen Schritt zurücktrittst.
Manchmal finden wir diese Gesten ganz zuckersüß, vor allem, wenn das Pferd seinen Kopf vor unsere Brust schmiegt. Und uns, ganz nebenbei gesagt, dabei den Weg abschneidet. Manchmal fluchen wir fuchsteufelswild, weil wieder ein Zeh blau ist. Und manchmal merken wir es nicht mal, wenn wir einen Schritt zurückgewichen sind, um dem Pferd Platz zu machen. Aber wir sollten weder das eine allerliebst finden noch das andere unbemerkt lassen. Pferde nehmen alles wahr, lernen in jeder Sekunde mit uns. Sie stellen pausenlos An- oder Nachfragen. Dabei verhalten sie sich nur natürlich. Beantworten wir diese Fragen nicht, lernen die Pferde auch. Nämlich: das ihr Verhalten und Raum einnehmen scheinbar in Ordnung ist.
Für Pferde sind Räume und Bereiche eine wichtige Angelegenheit. Sie definieren darüber unter anderem ihre Rangordnung. Ein ranghohes Pferd hat einen besonders großen Vorgarten, fast schon zu einem Mehrfamilienhaus gehörend. Und wehe dem Herdenmitglied, der diese Komfortzone ungefragt betritt. Es kann vorkommen, dass sich 4 Pferde die eine Hälfte der Heuraufe teilen, während der aktuelle Herdenchef genüßlich an der anderen Hälfte mümmelt. Trotzdem sind alle zufrieden. Eben weil es natürlich ist. Weil die Räumlichkeiten geklärt sind. Und es nicht wie bei einem Kleingarten-Krieg Scharmützel um Grenzbepflanzungen und Sichtschutzzäume gibt. Natürlich sind diese Komfortzonen innerhalb einer Pferdeherde nicht in Stein gemeißelt. Sie können täglich variieren: je nach Bedürfnis des einzelnen Pferdes oder auch je nach Änderung der Rangordnung. Manchmal ist für alle Platz in der kleinsten Hütte, ohne dass es Streit gibt. Aber manchmal wird die Hausordnung neu diskutiert.
In der Beziehung zu deinem Pferd bist du für deine Komfortzone verantwortlich. Wenn also dein Pferd mit der Schulter drängelt und somit nach mehr Platz fragt, achte auf deine Antwort 😉 Denk vor allem daran, überhaupt zu antworten. Freundlich, bestimmt und immer gleich.
Denn: es ist dein Vorgarten, den niemand ungebeten betreten sollte.