Gedanken zur Freiarbeit

Es wird galoppiert.

Imponiert.

Getreten.

Gebissen.

Beknabbert.

Gestiegen.

Gepflegt.

Gedöst.

Gegrast.

Gespielt.

Geflehmt.

Vertrieben.

Passagiert.

Entspannt zusammengestanden.

Liebkost.

Gewarnt und verwarnt.

Besänftigt.

Da ist also die Pferdesprache in kleinen, feinen, fast unmerklichen Gesten ebenso wie in unübersehbaren Gebahren und Aktionen. Immer völlig natürlich und frei, aber unbedingt nötig, um gemeinsam in einer Herde zu leben.

Und da sind wir. Menschen, keine Pferde - obgleich wir uns als Pferdemenschen bezeichnen -, die eingrenzen, füttern, sich sorgen und pflegen mit dem Wunsch teilzuhaben. Wir wollen unseren liebsten Vierbeinern möglichst nahekommen, ehrlich kommunizieren, verstehen und uns gemeinsam weiterentwickeln. Die Freiarbeit lockt damit, diesen hohen Zielen näherzukommen und wird deshalb immer populärer.

Wir verstehen diese Art der Arbeit mit unseren Pferden als eine Möglichkeit der Kommunikation, die sich unabhängig von Rassen sowie Disziplinen des Pferdesports positioniert, um den Versuch zu wagen, die Verständigung natürlicher zu gestalten und in beide Richtungen zu verfeinern - zumindest von uns zum Pferd. Wir  vermitteln und verfeinern Wege zu deinem Pferd und zur Freiarbeit, unter Einbeziehung der Pferdepsychologie und Pferdesprache. Am besten lernen wir dabei aus der Beobachtung sowie dem Nachahmen der Pferdeaktionen.


Pferde denken in Räumen. Das bedeutet, dass ihnen klar ist oder sie klarmachen wollen, wer Raum geben muss und wer Raum nehmen kann. Die individuellen Räume sind unterschiedlich groß, abhängig von Charakter, Stellung in der Herde und manchmal wohl auch von der Stimmung. Dabei beobachten wir ein Spiel aus Bewegung und Richtung, Respekt und Vertrauen. Es ist wichtig, auch kleine Gesten zu lesen und schnell zu reagieren - mit dem Ziel, ein direktes und angemessenes Feedback zu geben beziehungsweise zu bekommen.

 

Da gab es zum Beispiel Mati. Ein sechsjähriger Araber, der beim Anblick des Halfters auf der Weide gerne die Flucht ergriff. Sein individueller Raum war groß, sehr groß - ca. 1/2 ha. Er konnte sich so über Jahre seine persönliche Freiheit erhalten und gestalten. Die Freiarbeit konnte ihm und schließlich uns helfen, ein Gleichgewicht zwischen Respekt und Vertrauen herzustellen. Er lernte, dem Menschen mit dem Halfter in der Hand zu folgen statt davonzustürmen, zu trauen statt zu misstrauen. Er begann, seine alten Handlungsmuster zu verlassen und probierte neue Dinge aus. Er konnte jederzeit gehen und blieb immer öfter. In der Freiarbeit sind die Verständigung und die Rückmeldung also direkt. Ohne Seil als Sicherheit. Deine Aktionen müssen daher angemessen sein, um nicht missverständlich zu wirken und im Gleichgewicht zu bleiben. Dem Gleichgewicht aus Respekt und Vertrauen.

 

Wachse weiter mit deinem Pferd zusammen. Das macht richtig Spaß! Auch als Unpferd.